Fünf Tipps im Umgang mit Ängsten und Überforderung

25. April 2022

Wie Sie Selbstfürsorge und eine Portion Achtsamkeit nicht verzweifeln lassen: Bomben, Trümmer, Verletzte – Der Krieg macht uns allen Angst. Unsere Gedanken drehen sich um die Opfer und die Kriegsauswirkungen. Wie gehen wir mit den vielen negativen Nachrichten, unserer Angst und Überforderung? Wie schaffen wir es, die Hoffnung nicht zu verlieren? Die folgenden Tipps dienen Ihnen als Impulse für mehr Achtsamkeit. Sie bieten Ihnen eine kleine Orientierungshilfen, um in diesen schwierigen Zeiten auf sich aufzupassen.

1. Tipp: Gezielt informieren

Im Krieg gleicht kein Tag dem anderen. Die Informationen überschlagen sich. Um das Geschehen zu verfolgen, die Lage einschätzen und den Betroffenen mindestens im Geiste beistehen zu können, verspüren wir den Drang, die Ereignisse nahezu in Echtzeit verfolgen zu müssen. Doch in Anbetracht unserer Machtlosigkeit in dieser Situation stärkt das stetige Informieren eher das niederschlagende Gefühl der Ohnmacht. Legen Sie sich also lieber bewusst bestimmte Zeitpunkte zum Lesen von Nachrichten fest. Ein- bis zweimal am Tag reichen aus, um sich einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse zu verschaffen. Morgens und abends sind gute Zeitpunkte. Achten Sie aber darauf, genügend Zeit bis zum Zubettgehen vergehen zu lassen. Sie sollten die negativen Nachrichten und Bilder nicht mit ins Bett nimmt. 

2. Tipp: Auf Social Media verzichten

Instagram, Facebook, Twitter und Co. sind vor allem in Kriegszeiten sehr kritisch zu betrachten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Medien zwar sehr authentische Einblicke in die Geschehnisse vor Ort liefern, dass diese oft aufwühlenden Bilder und Beiträge auch jede Menge vermehrender Folgen mit sich bringen können. Fake-News, Hetze, Ausgrenzung, Verurteilung sind nur einige negative Ergebnisse digitaler sozial-politischer Interaktionen auf Social Media. Sie können davon ausgehen, dass Sie hier abgesehen von den Inhalten offizieller renommierter Tageszeitungen nur wenige neutrale Informationen, dafür umso mehr ungefilterte Meinungen und hochemotionale Kommentare finden werden. Versuchenr Sie in Krisenzeiten also öfter Social Media Pausen einzulegen oder konzentrieren Sie sich im Wesentlichen auf ablenkende, positive Eindrücke, um sich hin und wieder von emotional aufwühlenden Inhalten zu distanzieren.

3. Tipp: Achtsam sein

Negative Nachrichten gibt es viele. Sie gibt es schon seit wir denken können. Im Laufe unseres Lebens lernen wir, mit schlechten Neuigkeiten und Schicksalsschlägen umzugehen – manchen von uns fällt es leichter, anderen wiederum eher schwer. Je häufiger wir uns im Umgang mit Krisen üben, desto besser schaffen wir es, sie zu bewältigen. Hier geht es also nicht unbedingt um die negativen Nachrichten an sich, sondern um das Gefühlschaos, das sie in uns auslösen und wie gut wir darin sind unsere Emotionen zu sortieren.

Doch wie bei so vielem im Leben, kommt es auch hier auf ein Gleichgewicht an. In schlechten Zeiten, nach unangenehmen Erlebnissen und schrecklichen Nachrichten ist es also wichtig, sich auch Momente der Freude zu schaffen. Seien Sie ebenso glücklich und dankbar für die vielen guten und schönen Dinge im Alltag. Lassen Sie sich nicht niederreißen von Sorgen und Zukunftsängsten. Besinnen Sie sich immer wieder auf das Hier und Jetzt. Nur durch ein gesundes Maß an Selbstfürsorge können wir unser psychisches Immunsystem schützen und stärken.

Nun ist der Krieg ein Ereignis, das viel Ausgleich benötigt. Achten Sie deshalb gerade ganz besonders gut auf sich. Tun Sie sich mal etwas Gutes – haben Sie dabei kein schlechtes Gewissen: Niemandem ist geholfen, wenn Sie leiden. Ganz im Gegenteil – um Gutes zu leisten benötigen Sie jede Menge Energie. Nur wer auf sich selbst achtet, kann auch für andere da sein. Genießen Sie beispielsweise ein wenig Bewegung in der Natur. Meditieren Sie oder versuchen Sie sich an einer besonderen Atemtechnik. Buchen Sie sich eine Massage oder fahren Sie in die Therme. Brechen Sie aus Routinen aus – versuchen Sie spontan mal etwas ganz Neues: eine neue Sportart, ein neues Rezept, ein neues Café. Fragen Sie sich gezielt und ganz bewusst: „Was brauche ich?“, „Was tut mir gut?“ und setzen Sie diese Vorhaben dann auch in die Tat um.

4. Tipp: Emotionen verarbeiten

Die Erkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Das „Erkennen“ ist hier bereits die Kunst. Negative Gefühle schleichen sich an. Oft nehmen wir sie erst wahr, wenn uns andere darauf hinweisen. Spätestens dann ist es Zeit, unseren Gefühlen Raum zu geben. Machen Sie sich Ihre Emotionen nicht nur bewusst, schätzen Sie sie auch wert. Sie geben Ihnen Aufschluss über Ihren Gemütszustand. Hören Sie in sich hinein und verinnerlichen Sie, was Sie bedrückt. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gefühle eine Berechtigung finden. Sprechen Sie darüber, tauschen Sie sich aus – öffnen Sie sich, wenn Sie so weit sind. Lassen Sie sie raus und letztlich auch los. Sollten Sie jedoch so gar nicht zur Ruhe kommen, fragen Sie sich nach tiefersitzenden Gründen für Ihre Emotionen. Möglicherweise spielen die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse eine unterbewusste Rolle. Insofern Sie die Ursache für Ihre starke Betroffenheit identifizieren können, versuchen Sie Ihre Emotionen in konstruktives Handeln umzusetzen - oft hilft es, sich zu engagieren.

5. Hilfe suchen

Weder ein kontrollierter Medienkonsum noch die Übungen zur Achtsamkeit konnten Ihnen helfen? Sollten Sie sich dauerhaft mit der Situation überfordert fühlen, sollten Sie sich auf jeden Fall professioneller Hilfe zuwenden.