Generalprobe für Assistenzroboter Lio in der Altenpflege

13. August 2019

Die AGAPLESION BETHANIEN DIAKONIE in Berlin erprobt den Einsatz des Assistenzroboters „Lio“. Dieser soll einfache Dienste übernehmen, um das Pflegepersonal zu entlasten.

AGAPLESION ist eine der ersten Einrichtungen Europas, die einen mobilen Serviceroboter außerhalb eines Forschungsprojektes im Bereich Pflege einsetzt. Lio, der Assistenzroboter der schweizerischen Firma F & P Robotics, wird seit Juli 2019 im Haus AGAPLESION BETHANIEN HAVELGARTEN in Berlin getestet. Er unterstützt dort in einem Wohnbereich für die nächsten drei bis sechs Monate. Für die Testphase haben sich sechs Bewohnerinnen und Bewohner des Spandauer Wohn- und Pflegeheims bereiterklärt, von dem Roboter im Alltag begleitet zu werden.

Das kann Lio

Lio soll mit seiner Arbeit die Lebensqualität von Seniorinnen und Senioren erhöhen und die Pflegenden entlasten. Der Roboter ist mobil und besitzt einen Greifarm. Sein weicher Kopf dient als Sensor für die Funktionsauswahl, mit seinen Kameras und seinem Mikrofon kann er Personen erkennen und ansprechen. Lio ist darauf programmiert, möglichst einfach mit Menschen zu interagieren und akzeptiert zu werden. Der Roboter besitzt eine künstliche Intelligenz, ist dadurch lernfähig und kann sich Präferenzen sowie Alltagsroutinen merken. Seine Motorik ist so fein, dass er sogar Knöpfe drücken oder eine Trinkflasche greifen und reichen kann. Er führt zum Beispiel Abfragen zu Menüwünschen durch oder reicht Getränke an. Er kann Dinge holen oder bringen, an Termine erinnern oder einfach Menschen unterhalten.

Stimmen zum Assistenzroboter: Unterstützen, nicht ersetzen

Dem christlichen Gesundheitskonzern AGAPLESION ist es besonders wichtig, dass Lio keine Mitarbeitenden ersetzen kann und soll, wie Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender AGAPLESION gAG, betont:

Bei AGAPLESION hat Technisierung und Digitalisierung nie einen Selbstzweck, sondern immer dienenden Charakter. So ist es auch bei Lio. Das Projekt unterstützt die Personalressourcen in der Pflege, entlastet unsere Mitarbeitenden und dient unseren Bewohnern. Kurz: Alle können profitieren.

Alexander Dettmann, Geschäftsführer AGAPLESION BETHANIEN DIAKONIE sieht das ähnlich: „Lio soll nicht ersetzen, sondern vielmehr unterstützen und ergänzen. Daher ist auch der Sinn dieses Projektes, nicht auszureizen, was technisch geht, sondern herauszufinden, was bei der Unterstützung der Mitarbeitenden und in der Interaktion mit dem Bewohner die meiste Akzeptanz und den höchsten Nutzen hat."

Claudia Möller, Leiterin Zentraler Dienst FuE & Innovationsmanagement bei AGAPLESION, sieht in der frühen Erprobung von mit Assistenzrobotern im Konzern einen Wissensvorsprung: „Das dadurch aufgebaute Expertenwissen hinsichtlich Akzeptanz, Effizienz, Ethik und Datenschutz sichert einen Wettbewerbsvorteil. Zukünftige Technologien können dadurch besser beurteilt, deren Einführung besser kommuniziert und der Einsatz effektiver begleitet werden.“

Robotik kann menschliche Zuwendung und Pflege niemals ersetzen, jedoch ergänzen, weiß auch PD Pfarrer Dr. habil. Holger Böckel, Leiter AGAPLESION Institut für Theologie – Diakonie – Ethik. Vor Projektstart fand daher ein Ethikworkshop statt. Dort wurde klar definiert: Das persönliche Gespräch und die Pflege sind weiterhin Aufgabe unserer Mitarbeitenden. Böckel schätzt ein:

Aber wenn es Lio gelingt, Freiräume zu schaffen für die persönlichen Momente, dann ist das wertvolle Zeit – für unsere Bewohnerinnen und Bewohner und für unsere Mitarbeitenden.