Heuschnupfen oder Coronavirus?

29. April 2020

Ist es noch Heuschnupfen oder schon das Coronavirus? Viele Allergiker sind aktuell verunsichert, ob ihre Symptome auf die Allergie zurückzuführen sind oder sie sich eventuell mit dem Coronavirus infiziert haben. Unser Experte Prof. Dr. med. Bernd Sanner, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik am AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS WUPPERTAL erklärt die Unterschiede.

Heuschnupfen oder Corona?

Eine normale Körpertemperatur ohne Fieber, ein anfallsartiger Niesreiz, Fließschnupfen, juckende, gerötete Augen und ähnliche Beschwerden, die ein Patient bereits im Vorjahr zur gleichen Zeit hatte, sprechen für eine Allergie. Meist treten die Symptome während und nach einem Aufenthalt im Freien auf.

Auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 deuten dagegen die Symptome Fieber und trockener Husten hin. Prof. Dr. Sanner rät:

Auf jeden Fall sollte man seinen Arzt anrufen, wenn man Fieber bekommt.

 

Gehören Pollenallergiker zur COVID-19-Risikogruppe mit Vorerkrankungen?

Allergiker haben grundsätzlich kein schwächeres Immunsystem als andere. Bei dieser Frage muss jedoch klar zwischen Asthma und anderen Formen von Allergien unterschieden werden:

Ein bestehendes Asthma oder eine bronchiale Überempfindlichkeit können grundsätzlich durch einen virusbedingten Atemwegsinfekt verschlechtert werden. Andersherum besteht bei Allergien kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf mit COVID-19: Dazu gibt es momentan keine Hinweise. Auch die Deutsche Atemwegsliga schreibt*: "Bei Patienten, deren Asthma gut eingestellt ist, besteht keine erhöhte Infektneigung."

Wer unter seiner üblichen Asthma-Therapie kaum oder keine akuten Beschwerden hat, ist wohl nicht stärker gefährdet als andere Menschen. Bei einem schlecht kontrollierten Asthma, das immer wieder zu Beschwerden führt, sollte man allerdings mit seinem Arzt sprechen, ob und wie die Behandlung verbessert werden kann. "Auf jeden Fall müssen Patienten mit ihrem Arzt sprechen, wenn sie Husten oder eine Atemeinschränkung bemerken", rät Prof. Dr. Sanner.

 

Wegen Corona: Soll ich meine Medikamente weiter nehmen oder besser absetzen?

Ganz klar: Antiallergische Medikamente wie Kortison-Nasensprays und Antihistaminika als Tabletten, Augentropfen bzw. Nasensprays auch sollten auch weiterhin wie gewohnt eingenommen werden. Da diese Mittel in aller Regel rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, ist dazu auch kein Arztbesuch erforderlich. Es ist wichtig, den Heuschnupfen als Erkrankung ernst zu nehmen und ihn zu behandeln.

Bei Patientinnen und Patienten herrscht derzeit teilweise Verunsicherung, ob die Einnahme von diesen Medikamenten, insbesondere Kortison-Sprays für Asthmatiker, eine mögliche Virusabwehr schwächen könnte. Allerdings fehlt derzeit ein wissenschaftlicher Beleg dafür, dass Kortison-Sprays eine Erkrankung mit dem Virus tatsächlich begünstigen. Verzichten jedoch gut eingestellte Patientinnen und Patienten jetzt auf ihre Medikamente, ist das ein Risiko für eine Verschlechterung des Asthmas und damit auch der Lungenfunktion groß.

Daher sollten Betroffene ohne Rücksprache mit ihrem Arzt auf keinen Fall eigenmächtig ihre Therapie verändern oder gar abbrechen.

 

 

*Quelle: https://www.atemwegsliga.de/service-220/information-zu-covid-19/fuer-asthmatiker.html